Altbäume und Methusalems

In vielen Teilen des Biosphärenreservates werden die Wälder dermaßen durchforstet, dass selbst Forstinsider von Ausmaßen sprechen, wie sie es seit Jahrzehnten nicht gesehen haben. Die Wälder werden so stark durch die hohe Entnahme aufgelichtet, dass man an manchen Stellen über hunderte Meter freie Sicht durch den Wald hat. 50 Polter aus Rotbuchen auf einer Weglänge von 2 km sind keine Seltenheit. Hallenwälder mit wenig bis keinem Unterwuchs sind das Ergebnis.

 

Obwohl von Seiten der Revierbeamten zu hören ist, dass auf Stämme mit über 60 cm Durchmesser finanzielle Abschläge hinzunehmen sind, weil viele Sägewerke diese nicht mehr einschneiden können, werden auch die dicksten Baumveteranen – für Brennholz oder für den Export nach China? - geopfert. Diese werden immer im Verband gefällt. So fallen bei einer einzigen Durchforstungsmaßnahme ganze Altbaumbestände der über 120-Jährigen. Die Biodiversität und Ökologie ist in solchen Bereichen stark geschädigt, weil der gesamte Lebensbereich Altbaum, der zur Zeit intensiv erforscht wird und interessante Ergebnisse bringt, im betreffenden Waldstück entfällt. Es ist so, als gäbe es in unserer menschlichen Gesellschaft keine Großelterngeneration mehr. Das Ziel des Biosphärenreservates, auf Dauer einen naturnahen Wald zu schaffen, in dem Bäume aller Altersklassen vertreten sind, wird nur an wenigen Standorten wirklich erfüllt.

 

Sogenannte Altholzinseln werden unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert, weil fraglich ist, ob Insekten, die auf die alten Buchen spezialisiert sind, größere Distanzen überhaupt überwinden können und deshalb eine genetische Verarmung der jeweiligen Population droht.

Tatsache ist: Fehlen die Altbäume im Wald, dann fehlen wichtige Schutzfunktionen wie CO2-Senke, Trinkwasserfilterung, Erosionsschutz und Rückzugsmöglichkeiten für spezialisierte Tiere.