Selbst vor Adligen macht Landesforsten RLP nicht halt!

Kaiserslautern-Hohenecken

 

Der Pfälzerwald als größtes zusammenhängendes Waldgebiet in Deutschland hat aufgrund des nährstoffarmen Bundsandsteins floristisch gesehen nicht so viele Raritäten zu bieten, wie sie zum Beispiel im Nordpfälzer Bergland auf dem Donnersberg, der aus dem Vulkangestein Rhyolith besteht, anzutreffen sind. Aber er hat dafür einen Adligen: den Königsfarn (Osmunda regalis). Er ist der größte europäische Farn und erreicht Wuchshöhen zwischen 160, manchmal sogar 200 cm. Der Königsfarn gehört nicht nur wegen seiner imposanten Größe zu den besonderen Farnen, sondern auch wegen seiner Blätter, die unterschiedliche Funktionen haben. So sind die grünen Wedelblätter für die Bildung des Chlorophylls zuständig, während die rostbraunen sporentragenden Blätter für die Fortpflanzung notwendigen Sori oder Sporangien tragen. Diese Aufteilung der Funktionen gelten als ein urtümliches Merkmal. Der Königsfarn unterscheidet sich damit von "modernen" Farnen, deren Sporen auf der Unterseite der Farnwedel wachsen.

 

Von Mentz, August, 1867-1944;Ostenfeld, C. H. (Carl Hansen), 1873-1931, Quelle: Wikipedia
Von Mentz, August, 1867-1944;Ostenfeld, C. H. (Carl Hansen), 1873-1931, Quelle: Wikipedia

Königsfarne waren bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch an zahlreichen Plätzen in der Pfalz und den angrenzenden Gebieten weit verbreitet. Der Farn bevorzugt feuchte, lichte, aber nicht vollbesonnte Standorte und ist deshalb in Waldquellmooren und sickerfeuchten Waldhängen zu finden. Wenn den Farnstöcken der Schatten fehlt, wenn durch Durchforstung dem Standort das Wasser entzogen wird, verkümmern die Pflanzen und verschwinden mit der Zeit zusehends.

 

Junger Königsfarn
Junger Königsfarn

 

Obwohl die zuständige Forstamtsleitung der Landesforsten Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern, die Revierleitung, die untere Naturschutzbehörde und ein Naturschutzverband 2016 über einen Standort dieses streng geschützten Farnes im Bereich des Staatswaldes im Stadtteil Hohenecken schriftlich informiert wurden, ist der Standort durchforstet worden und die Stelle starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Es ist zu befürchten, dass die wenigen Farnstöcke in den Jahren auf Grund des veränderten Wasserhaushaltes verschwinden werden.

 

Königsfarn (Osmunda regalis)

Rote Liste Rheinland-Pfalz: 2 - stark gefährdet

Rote Liste Deutschland: 3 - gefährdet

BNatSchG §7(2), Nr.13 und 14: § - besonders geschützte Art

 

Quelle: www.artefakt.rlp.de

 

Der nach Holzeinschlag sonnenexponierte Königsfarnstandort
Der nach Holzeinschlag sonnenexponierte Königsfarnstandort

Obwohl die Preise für Fichten- und Kiefernholz in den letzten Jahren rückläufig sind und der Holzmarkt durch die diesjährigen Hitzesommer mit Schadhölzern überflutet wurde, die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner mehrere hundert Millionen Euro Steuergelder für die Neuanpflanzung von fremdländischen Baumarten ausgeben möchte, werden im Pfälzerwald im Stadt- und Landkreis Kaiserslautern weiter wichtige, alte Laubbäume gefallt. Dabei wird wie im oben geschilderten Fall offensichtlich auch in Kauf genommen, dass streng geschützte, weil stark gefährdete Arten bzw. deren Standorte vernichtet werden. Alles um ein paar Euro zu verdienen.

Wann setzt endlich ein Umdenken ein ?